Donnerstag, 3. Januar 2008

Textstellen aus Arbeiten von Silvio Gesell


Aus dem Zusammenhang gerissene Zitate führen leicht zu Fehlinterpretationen. Um dies zu vermeiden, wird hier als Anhang eine chronologisch geordnete Zusammenstellung von Textausschnitten der wichtigsten Arbeiten Silvio GESELLs in den Jahren 1891 bis 1920 wiedergegeben. Der Leser kann sich dann selbst davon überzeugen, wie die Worte auszulegen sind.

Literatur: Silvio Gesell, Nervus Rerum, Orginalausgabe

Silvio Gesell Gesammelte Werke (GW),

Fachverlag für Sozialökonomie

1891

Nervus Rerum

”Das Geld ist bestimmt, den Waaren - Austausch zu vermitteln, und wie man von einer Eisenbahn verlangt, dass sie den Waarentransport schnell, sicher und billig vermittelt, so kann man doch auch vom Geld verlangen, dass es den Waaren - Austausch schnell, sicher und billig vermittle.” (Nervus Rerum, S. 7).

1897

Die Anpassung des Geldes und seiner Verwaltung an die Bedürfnisse des modernen Verkehrs (Vorwort):

(1) ”Ob es nun angeborener Mangel an Autoritätsglauben oder die Furcht vor Vorurtheilen, die dieser erzeugt, war, die mich veranlassten, für meine Untersuchungen auf die Anleitung anerkannter Autoritäten zu verzichten, vermag ich nicht zu sagen; Thatsache ist nur, dass ich nach dem System verfuhr, zunächst selbst mir die Theorie zu den bekannten Thatsachen zu suchen, die gewonnenen Anschauungen in allen Theilen zu prüfen ..... Das System bewährte sich auch hier. Der Mangel an Vorurtheilen, resp. die völlige Unbefangenheit mit welcher ich an die Arbeit ging, führte mich auf geradem Weg meinem Ziel zu, ohne überhaupt auf eine der zahllosen Schwierigkeiten zu stossen, in welchen die Nationalökonomen verwickelt sind, ...... Man sagt ja, dass die Arbeit der Menschen in der Hauptsache im Niederreissen von Vorurtheilen besteht und es ist daher verständlich, dass jeder, der ohne Vorkenntnisse ...... und damit auch ohne Vorurtheile an die Arbeit geht, einen gewaltigen Vorsprung hat.

Als einziges Material für meine Untersuchungen besass ich die Inschrift von Münzen und einen Schatz persönlicher Beobachtungen, die ich in der Praxis als Kaufmann gemacht hatte.” (GW2, S. 15ff)

(2) ”Heureka! rief ich aus - dies ist ja gerade das, was ich suchte, eine Forderung, die mein Instinkt schon oft in der kaufmännischen Praxis stellte: Herstellung vollkommener Parität zwischen Waare und Geld, Einführung einer Compensation für den natürlichen materiellen Verkaufszwang dem die Producte der Besitz- und Arbeitsteilung unterliegen durch den Kaufzwang dem das Geld unterliegen sollte. Was brauche ich jetzt noch nach mehr Gründen suchen, die den unentbehrlichen Cirkulationszwang des Geldes rechtfertigen sollen. Wenn die Bedürfnisse einer geordneten Geldverwaltung diesen Cirkulationszwang allein nicht schon rechtfertigen, so wird jeder für diesen Zwang mehr als genug Begründung in der Thatsache finden, dass das Angebot ja auch unter Zwang steht und zwar unter materiellem, natürlichem, unabwendbaren Zwang. ..... Die Waare verdirbt; sie verliert täglich an Mass, Gewicht uns Ansehen, .........” (GW2, S. 23)

(3) ”Wir wollen ...... Bedarf und Angebot als Preisrichter anerkennen.” (GW2, S. 68)

(4) ”Eine dieser Einrichtungen, welche es gestatten, die Waaren ohne Benutzung des Geldes an den Mann zu bringen, bilden die Creditgeschäfte. A in Königsberg sendet eine Ladung Butter an B in Köln und d dieser bezahlt die Rechnung mit einer Ladung Wein. Kein Pfennig ist zu dieser Operation nöthig gewesen und der Bedarf an Geld hat in der Folge dieser Operation um die Ladung Butter und Wein abgenommen.

Dieser Einfluss der Creditgeschäfte bleibt auch derselbe, wenn die Ladung Butter und Wein in Geld umgerechnet, und dieses Geld durch Wechsel, Checks etc. vertreten wird.” (GW2, S. 79)

(5) ”Mit einem guten, brauchbaren Geld soll der Austausch der Waaren vollkommen glatt und ohne Störungen von Statten gehen ...” (GW2, S. 118).

(6) ”Die Frage ist einfach und klar gestellt: Ist es möglich, dass es jemals zu einem dauernden Ausgleich zwischen Nachfrage und Angebot kommen kann, wenn das Angebot, dem Drucke natürlicher Verhältnisse nachgebend, ununterbrochen auf den Markt erscheint, die Nachfrage aber, von jenem natürlichem Zwange durch materielle Eigenschaften unseres Geldes befreit, nur die Laune, die Gewinnsucht, die Conjunktur oder wie man es nennen mag, zur Gebieterin hat und den Markt nur unter der Bedingung des Gewinnes betritt?” (GW2, S. 155ff)

1904

Zinsfreie Darlehen (Unentgeltlichkeit des Kredites) vom Standpunkt des Real- und Geldkapitals aus untersucht.

(1)Solange wir bei Anleihen das wirklich benötigte Realkapital im Auge behalten, stossen wir also, wo wir auch die Sonde der Unentgeltlichkeit anlegen, nirgendwo auf Widerstand. So wenig auf Seiten der Nachfrage als auch auf Seiten des Angebots stiessen wir auf materielle Hindernisse, die dem zinsfreien Darlehen im Wege stehen. ..........Warum ist der Zins bei Gelddarlehen eine selbstverständliche Bedingung, während doch den Realkapitalien gegenüber diese Bedingung durchaus nicht als selbstverständlich angesehen werden kann?

Die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand: weil das Geldkapital nicht wie das Realkapital einem unmittelbaren, unabwälzbaren Zwangsangebot unterworfen ist. Niemand wird durch die Natur seines Kapitals gezwungen, das Geld zu verleihen. Kann man heute keinen Zins ausbedingen, so schliesst man das Geld einfach wieder ab. ..........Ich will beweisen, dass die nackte sogen, Mehrwert-rate, auch wenn sie vom Realkapitalist, vom Unternehmer erhoben wird, weiter nichts als gemeiner Geldzins ist, nichts als ein Tribut, den das Geld für die Vermittlung des Warenaustausches erheben und auf alle Fälle erpressen kann.” (GW3, S. 284)

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(2) ”Zunächst erinnere ich daran, dass mit der Ausbreitung und Vertiefung der Arbeitsteilung der Tausch und damit auch das Geld immer unentbehrlicher wird. Der unmittelbare Tausch ist heute für alle Waren so gut wie ausgeschlossen, und damit ist die Übergabe der Ware an den Handel, an den Kaufmann, zu einem materiellen Zwang geworden. Der Kaufmann übernimmt die Produkte der Arbeitsteilung, die Waren, er bezahlt den Produzenten mit Geld und verkauft die Waren an die Konsumenten gegen Geld. Der Kaufmann muss also den Geldbetrag der Waren vorschießen, denn zwischen Kauf und Verkauf liegt Zeit . Der Kaufmann diskontiert die Waren, ähnlich wie die Bank die Wechsel diskontiert. Da aber selbstverständlich niemand Geld ohne Zins vorschießt oder verleiht, so ist klar, dass der Kaufmann den Austausch der Waren von einer Zinsvergütung abhängig machen wird.

In den Handel wird keine Ware aufgenommen, die nicht eine Zinsbelastung verträgt. .... Ob dieser Zins dem Konsumenten im Preis zugerechnet oder dem Produzenten (Arbeiter) im Lohne abgerechnet wird, ist gleichgültig - da die Produzenten gleichzeitig Konsumenten sind.” (GW3, S. 286)

(3) ”Das heißt: Der Preis, den der Kaufmann nach Lage der Verhältnisse zu erlangen hofft, muss unter allen Umständen ausreichen, um den Lohn des Arbeiters zu bezahlen und den Geldvorschuss zu verzinsen. Daneben muss der Preis natürlich noch die Entschädigung für die Arbeit des Kaufmanns abwerfen. Betrachten wir den Detailpreis der Ware als den natürlichen Lohn des Arbeiters, so geht von diesem Lohne als erster und eherner Bestandteil der sogen. Mehrwertrate (Unterschied zwischen Detailpreis und Lohnausgaben) der Zins des kaufmännischen Geldvorschusses ab . Von dem natürlichem Lohne des Arbeiters zieht der Kleinhändler dem Grosshändler, der Grosshändler dem Unternehmer, der Unternehmer den Arbeiter den Zins ab.

Kann der Zins nicht aus dem bestehendem Verhältnis zwischen Detailpreis und Lohn herausgeschlagen werden, so wird der Handel, die Vermittlung des Geldes abgelehnt und der Arbeiter feiert, wenn er es nicht für vorteilhafter hält, in seinen Lohnansprüchen dem Zins Platz zu verschaffen.

Es ergibt sich aus Verhältnis, dass alle in den Handel aufgenommenen, vom Gelde konfirmierten ..... Waren an sich Kapital sind, d.h. es sind Waren, deren Marktverhältnisse vom Gelde als Tauschvermittler im Voraus so vorbereitet wurden, dass der zu erwartende Erlös neben allen anderen Spesen auch den üblichen Zins decken kann.” (GW3, S. 287)

(4) ”Die vom Handel aufgenommenen Waren sind also auf alle Fälle Kapital, weil das Geld Kapital ist, und das Geld ist Kapital, weil es den Warenaustausch monopolisiert, beherrscht und nach Bedarf beschränken und unterbrechen kann.

Wenn aber die Waren nur als Kapital zirkulieren können, so müssen notwendigerweise auch die Produktionsmittel Kapital sein, denn die Produktionsmittel sind ja alle aus Waren entstanden.... Wer würde aber ein Warenkapital zu Maschinen USW verarbeiten, wenn die Maschinen nicht auch Kapital wären, und den gleichen Zins erheben könnten, den die Waren und das Geld erheben kann. Also weil das Geld an sich Kapital ist, und weil die Ware Kapital ist, müssen auch alle Produktionsmittel Kapital sein. ...... Wie das Geld die Warenerzeugung den für die Erhebung des Zinses nötigen Absatzverhältnissen anpasst bzw. beschränkt, so beschränkt auch das Geld die Konkurrenz der Unternehmer den Arbeitern gegenüber so weit wie nötig, um den Zins des Unternehmens von den Produkten der Arbeiter abziehen zu können.”.(GW3, S. 288)

(5) ”Genau wie die kaufmännische Profitrate, so enthält auch der Unternehmergewinn den Zins des in das Unternehmen ‘gesteckten’ Geldes als ehernen Bestandteil, als Grundlage aller Berechnungen, als selbstverständliche Voraussetzung jeder industriellen Gründung.

Das industrielle Kapital, welches der Arbeiter in der Fabrik besetzt, kann man als einen Geldvorschuss des Unternehmers betrachten, der in der Maschinenanlage ein Pfand dieses Vorschusses behält und der die Abnutzungsprämie und den Zins dem Arbeiter von seinen Produkten abzieht..... Am besten geht das aus dem ersten Blatte des Hauptbuches jedes Unternehmens hervor, dort ist das Gründungskapital mit einer Summe Geldes angegeben. Im Anfang war das Geld, und das Geld wurde zu einer Fabrik, und die Fabrik war das Geld.

Dass die Tätigkeit der Kapitalisten im allgemeinen, der einfachen Geldverleiher sowohl, wie der Kaufleute, sich auf einen Geldvorschuss beschränkt, hat auch Karl Marx erkannt und wiederholt mit aller anerkennenswerten Deutlichkeit ausgesprochen.” (GW3, S. 289)

(6) ”Es fragt sich nämlich, wodurch der Zins begrenzt wird, warum der Kapitalist sich in der Regel mit 3 bis 4% begnügen muss, warum das Geld, welches den Austausch der Waren vermitteln und unterbrechen kann, für die Vermittlung nicht ¼ oder gar die Hälfte als Tribut verlangt. ....

Die Konkurrenz der Kapitalisten zur Erklärung dieser Tatsachen heranzuziehen, ihr einen regulierenden Einfluss auf den Zins beizumessen , geht nicht an, weil ein solcher Einfluss in den Warenpreisen sofort neutralisiert wird. Denn wächst auch das Angebot an Darlehen über das gewöhnliche Mass, etwa durch die Emission der Notenbank,......, so steigen sofort die Warenpreise, und das erhöhte Preisniveau verschlingt das ganze Mehr der Darlehen, so dass für Darlehen nicht mehr übrig bleibt wie ehedem . Es gibt kein besseres Mittel, um den Zinsfuss heraufzutreiben, als eine steige Vermehrung des Geldumlaufs, als eine stetige Vergrösserung in der sogenannten Konkurrenz der Geldverleiher.

Soll jedoch die Konkurrenz der Geldverleiher ohne Einfluss auf die Warenpreise bleiben, so muss sie sich darauf beschränken, die aus der Zirkulation einlaufenden Gelder, die verfallenen und einkassierten Wechsel, Schuldscheine, Dividenden, Renten wieder in Umlauf zu setzen. .... Im normalen Verlauf der Dinge wird kein Dollar angeboten und der Zirkulation übergeben, der nicht vorher der Zirkulation entzogen wurde. Man berieselt den Markt mit dem Gelde, das man durch Drainage dem Markt entnommen hat. ..... Es gibt daher keine Konkurrenz bei Gelddarlehen, denn sie ist sachlich unmöglich. .....

Wo aber Konkurrenz fehlt, da richtet sich die Forderung schliesslich nur mehr danach, was der Abnehmer allenfalls noch zahlen kann oder will, und in dem Zins, d.h. reinem Zins, haben wir somit nicht die Minimalgrenze des Zinses zu erblicken, die durch die Konkurrenz der Geldkapitalisten gezogen wurde, sondern die Maximalgrenze des Zinses, den die Geldkapitalisten durch Unterbrechung des Warenaustausches überhaupt noch erpressen können”. (GW3, S. 293ff)

(7) ”Dennoch muss die Grenze des Zinses durch irgend einen Grenznutzen gezogen werden, denn anders lässt sich die Maximalgrenze des Zinses nicht finden. ....Wir schweiften in die Ferne und suchten den Nutzen des Geldes in den Realkapitalien, die man mit dem Gelde kaufen kann, während dieser Nutzen im Gelde selber steckt. Wir müssen den Grenznutzen des Geldes im Tauschmittel, nicht im Realkapital suchen. Wenn das Geld uns nicht als Tauschmittel nützlich wäre, wie liesse sich dann das Dasein des Geldes erklären? ....

Die Sparer oder Geldkapitalisten haben es in der Hand, die täglich fälligen Gelder dem Verkehr zurückzugeben oder es nicht zu tun, von ihnen hängt es ab, ob die Produzenten und Besitzer von Waren sich beim Austausch ihrer Waren des Geldes bedienen können oder ob sie sich auf andere Weise behelfen müssen.” (GW3, S. 295).

(8) ”Der Grenznutzen, der aus der Benutzung des Geldes als Tauschmittel gezogen werden kann, liefert die Maximalgrenze des Zinses. ...... Durch den Zins wird das Bargeld auf das gleiche ökonomische Niveau aller übrigen Tauschmittel herabgesetzt. Von öffentlichen Vorteil ist also das Geld heute nicht. Den Nutzen, den sein Gebrauch bietet, beanspruchen die Geldkapitalisten für sich...

Der Wege, um den Gebrauch des Geldes zu umgehen, gab und gibt es mehrere. Man kann sich mit Wechseln behelfen..... Man kann auch die verkauften Waren stunden ...” (GW3, S. 296)

1906

Die Verwirklichung des Rechts auf den vollen Arbeitsertrag.

Obige Textstellen (1) - (8) wortgleich (GW4, S: 261, S.262, S,263, S. 263ff, S.264, S. 267, S. 269, S. 269)

1909

Aktive Währungspolitik

(zusammen mit Ernst Frankfurth)

(1) ”Die Hauptschwierigkeiten des Handels wurden durch das Geld beseitigt. Ohne Geld wäre die Ausdehnung der Arbeitsteilung an den Schwierigkeiten des direkten Tauschhandels gescheitert.....Das Geld ist die Voraussetzung entwickelter Arbeitsteilung .......

Und es muss dies um so mehr hervorgehoben werden, als die Entwicklung des Scheck- und Wechselwesens vielfach hat die Meinung aufkommen lassen, das Geld spiele heute nur mehr eine untergeordnete Rolle. ...... Die Wechsel und Schecks haben zwar einen Teil des Bargeldes ersetzt, aber ist damit die volkswirtschaftliche Bedeutung des Geldes nicht noch gewachsen? Gründet der Wechsel, der Scheck, das gesamte Kreditwesen, sich nicht auf Bargeld, lauten nicht die Schuldscheine aller Art auf Geld, und stürzt nicht das ganze Gebäude an Wechseln, Pfandbriefen, Staatsschulden, Obligationen usw. in sich zusammen, wenn man ihm das Bargeld, seine Unterlage, entzieht?

Das Kreditwesen hat also die Bedeutung des Geldes nicht vermindert, sondern im Gegenteil außerordentlich erweitert.” (GW5, S. 88ff )

(2)Die Arbeitsteilung bedingt den Austausch der Arbeitsprodukte. ..... Je entwickelter die Arbeitsteilung, umso mehr Waren wirft sie auf den Markt, und umso mehr Geld wird nötig........ Die Arbeitsteilung erzeugt Waren, die Waren bedürfen des Austausches und den Tausch vermittelt das Geld, daher der Name Tauschvermittler. ......

Man spricht vom Geldbedarf des Staates, der Unternehmer, der Notleidenden, aber dass es sich da um etwas anderes als um Geldbedarf im währungstechnischen Sinne handelt, sieht man sofort, wenn an Stelle des Wortes Geld das andere Wort Tauschmittel gesetzt wird. Denn weder Staat, noch Unternehmer, noch Notleidende wollen etwas für Geld in Tausch geben. ..... Sie wollen borgen, nicht tauschen. Aus ihren Bedürfnissen heraus wäre niemals das Geldwesen entstanden. Der wirkliche Bedarf kommt von dem Besitz an Ware her, der Geldbedarf des Staates und der Unternehmer aber kommt vom Mangel an Waren” .Und in Fußnote weiter: Sie borgen sich Geld, um sich damit Waren, die sie brauchen, zu kaufen.” (GW5, S. 90ff)

(3) ”Aber bei dieser Auffassung wird vergessen, dass die Ware das primäre, das Tauschmittel das sekundäre ist. Am Anfang war die Arbeitsteilung, diese zeugte die Ware, die Ware aber zeugte den Bedarf an Geld, an Tauschmitteln.” (GW5, S. 92)

(4) ”Wäre nämlich hoher Zins Beweis eines Geldmangels und wäre es möglich, mit Hilfe einer Vermehrung des Geldumlaufes einem weiteren Steigen des Zinsfußes vorzubeugen, so müßte doch vermehrter Geldumlauf mit fallendem Zinsfuß und verminderter Geldumlauf mit einem steigenden Zinsfuß der Regel nach zusammenfallen. Das Gegenteil ist aber der Fall. ......... Als Law in Frankreich die Kaufleute mit Papiergeld zu sättigen versuchte, stieg der Zinsfuß, als die große Revolution den heute noch immer auftauchenden und unausrottbaren Wahngedanken zur Tat werden ließ und den ‘Grund und Boden’ in Assignatenform ‘ausmünzte’, stieg der Zinsfuß, ......

Und Umgekehrt. .........

Je mehr Geld die Emissionsbanken und Goldminen ausgeben, desto größer wird die Nachfrage nach käuflichen Dingen, desto größer wird auch die Differenz zwischen Einstandspreis und Erlös, desto mehr wecken sie die spekulative Kauflust, und desto mehr werden die Banken um Geld bestürmt werden. Man kauft für 100 mit der Aussicht, das Gekaufte vor Verfall des Wechsels über 100 zu verkaufen. Und da das Gewinnbedürfnis keine Grenzen kennt und die Vergrößerung der Umsätze nur den Gewinn vergrößern mag, sucht jeder seine Umsätze zu vermehren, bis er irgendwo an eine Grenze stößt, und das ist die einfach die Grenze seines Kredites.

Die Emissionsbank kann also den Geldhunger nur reizen und wecken, niemals kann sie ihn stillen.” (GW5, S. 96ff)

(5) ”Das Geld soll die Schwierigkeiten umgehen, auf die Hinz und Kunz stoßen, wenn sie ihre Produkte gegenseitig austauschen wollen. Mehr nicht. Alle anderen Verwendungen des Geldes sind Anhängsel, Mißbräuche, Schmarotzer und müßten eigentlich unterdrückt (werden).......

Die glatte, ungestörte Abwicklung des Tausches verlangt von der Geldverwaltung, dass das Geldangebot regelmäßig, zu allen Zeiten und allen Umständen so bemessen sei, dass Hausse- und Baisseperioden vermieden werden. Das Geld soll währen, d.h. für eine Mark soll jeder über Zeit und Ort hinweg an Waren soviel erhalten, wie er selbst an Waren dafür gegeben hat. Weder mehr noch weniger. Denn das ist der Sinn des Wortes ‘Währung’. Die Preise der Waren sollen, wenn nicht untereinander, so doch im Durchschnitt, dem Gelde gegenüber fest bleiben. Nur so kann sich der Handel gesund entwickeln, nur so können Absatzstörungen und Arbeitslosigkeit vermieden werden. (GW5, S. 118)

(6) ”Wenn die Preise steigen, so freut sich zunächst der Schuldner, und es trauert der Gläubiger. .....Wie aber ist man dazu gekommen, die Emissionsbanken, die vielfach mit Privatkapital gegründet wurden, zu ermächtigen, Freud und Leid willkürlich zu verteilen? Mit ihren Noten greift die Emissionsbank in die Taschen der Gläubiger und gibt, was sie findet, den Schuldnern” (GW5, S. 119)

(7) ”Mit dem Bankrott der Währung (nichts anderes bedeuten die Preisaufschläge und Teuerungszulagen) geht ausnahmslos eine bedeutende Anspannung sämtlicher Produktionskräfte Hand in Hand. So wie es heißt, dass die Preise anziehen, dass eine neue Hochkonjunktur im Anzug sei, suchen alle Kaufleute und Unternehmer sich durch Lieferverträge auf Monate und Jahre hinaus mit Waren zu decken. Denn sie fürchten im Wettbewerb beim Verkauf der Waren zu unterliegen, wenn sie zu den künftigen hohen Preisen kaufen müßten. .....denn alle Kaufleute samt und sonders treibt die Selbsterhaltungspflicht, sich zu decken, d.h. mehr als gewöhnlich zu verkaufen. .......

Das führt dann notwendigerweise dahin, dass alle, die sonst ihr Geld verleihen, sei es durch Ankauf von Pfandbriefen, von Wechseln oder Staatspapieren, sei es in Form eines Sparbuches, jetzt lieber selber Dinge kaufen, die die Hausse direkt mitmachen.”(GW5, S. 126ff)

(8) ”Es ist die Regel, dass fast alle Unternehmer, ähnlich wie die Kaufleute, mit fremden Geld arbeiten. Sie stecken fast alle bis tief in den Hals in Wechselschulden, Obligationsschulden, Hypothekenschulden usw. - und alle diese Schulden sind Geldschulden. Hat der Unternehmer für Zins und Tilgung jährlich 10.000 Mk. zu zahlen, so bleibt die Summe gleich, wenn durch Rückgang der Preise der Erlös der Produkte von 100.000 etwa auf 80.000 zurückgeht. Die Gläubiger kümmern sich da nicht um die Warenpreise, sie verlangen ihr Geld zurück auf Heller und Pfennig, den vollen nominellen Betrag.” (GW5, S. 133)

(9) ”In Nordamerika geschieht die Notenausgabe so: Die Banken deponieren Titel der Staatsschulden im Schatzamt und können nun bis zu 90% des Betrages dieser Titel Noten ausgeben. ....Bei einer Krise ..... finden die Unternehmer keine Gelegenheit, das Geld nutzbringend anzulegen und bringen es zur Bank zurück. Diese löst damit die deponierten Titel ein, um wenigstens den Zins dieser Titel zu genießen. So geschieht es, dass gerade bei einer Krise, wenn der Geldumlauf so nötig wäre, der Markt vom Gelde entblößt wird. ” (GW5, S. 136)

(10) ”Damit der Handel seine soziale Aufgabe erfüllen kann, muss der Preis fest bleiben, d.h., das Verhältnis im Angebot zwischen Waren und Geld muss über Zeit und Ort hinweg unverändert bleiben, so dass jeder ideell für eine Mark nach Jahr und Tag so viel an Waren erhält, wie er selber für die Mark an Waren gegeben hat.

Da das Angebot der im Umlauf befindlichen Geldmassen großen Schwankungen unterworfen ist, so müssen Vorkehrungen getroffen werden, diese Schwankungen durch Einzug oder Ausgabe von entsprechenden Geldmengen von Staates wegen auszugleichen.....

Entlerrt das Publikum die Geldreserven auf den Markt, .... erzeugt die selbe Stimmung eine Menge Geldsurrogate, so muss der Staat eine entsprechende Menge an Bargeld dem Verkehr entziehen.

Umgekehrt, wenn Pessimismus die rosige Geschäftsstimmung ablöst und das ganze Volk sich auf das Bargeld stürzt, um dieses Geld dem Markt und seiner Bestimmung zu entziehen .... wenn infolge derselben Stimmung der Kredit und der Gebrauch der Geldsurrogate eingeschränkt wird - dann muss der Staat mit entsprechenden Geldmassen zu Hilfe eilen.” (GW5, S. 141ff)

(11) ”Das Reichsgeldamt soll Geld einziehen, wenn die Preise steigen, es soll Geld ausgeben, wenn die Preise sinken.

Um Geld auszugeben und Geld einzuziehen, kann das Reichsgeldamt auf sehr verschiedenen Weisen verfahren.

1. Das Geldamt kauft bei beobachteter Baisse Wechsel und bezahlt die Wechsel mit neuen Banknoten. .... Steigen die Preise über den normalen Stand, so verfährt das Geldamt umgekehrt; indem es keine Wechsel mehr verkauft; die vorher gekauften bei Verfall einkassiert und das so eingehende Geld verbrennt......

Um Geld einzuziehen, bedarf das Reichsgeldamt eines Kapitales. Das Kapital bildet sich wie folgt: Die liquidierte Reichsbank zieht ihre Noten ein. Es entsteht ein Geldmangel, den das Reichsgeldamt durch Ankauf von Wechseln mit Hilfe neuer Banknoten deckt......

Es kann aber vorkommen, dass nicht genügend Wechsel zum Diskont angeboten werden. ... In unruhigen Zeiten riskieren Bürger nicht gerne Kapital; sie ziehen sich möglichst vom Markte zurück und brauchen dann keinen Wechsel diskontieren.

In solchen Fällen, die regelmäßig von einem scharfen Rückgang der Preise begleitet sind, würde es dem Geldamt unmöglich werden, die Wechsel in der nötigen Menge aufzutreiben, um den Preisrückgang aufzuhalten..... Darum lautet die zweite währungstechnische Forderung:

2. Das Reichsgeldamt wird befugt, für währungstechnische Zwecke Titel der Reichsanleihen in der Summe nach unbeschränkter und nur durch den Zweck begrenzter Menge auszugeben, und umgekehrt Titel der Reichsanleihen zu kaufen. .......

3. Das Reichsgeldamt ist berechtigt, durch Steuerzuschläge und Steuererlaß die für die Aufrechterhaltung der Währung nötigen Geldmassen einzuziehen oder auszugeben. (GW5, S. 145ff)

(12) Aber wo es sich um Geld handelt, um die Beziehung der Gläubiger zu den Schuldnern, da kommt es nicht auf Einfachheit, sondern auf Genauigkeit an.” (GW5, S. 153)

1911

Die Neue Lehre vom Geld und Zins

(1) ”Wo ist also diese Sicherheit und Deckung, wenn es von den Gesetzen abhängt, das Gold durch anderes beliebiges Geld zu verdrängen? In Frankreich hatte man, als John Law mit dem Papiergeld experimentierte, Silber und Gold im Verkehr. Diese Sicherheit des französischen Geldes bewährte sich so vorzüglich, dass nach kurzer Zeit nur mehr Papiergeld vorhanden war. Später wiederholte man mit Assignaten den Versuch mit gleichem Erfolg. .... Und wie war es in Schottland, England, Österreich, Rußland, Spanien, Italien, in den Ver. Staaten, in Südamerika, in Indien? (GW6, S. 64, GW9, S. 262, GW11, S.148)

(2) ”Ohne Waren kann man die Handlung, die im Angebot liegt, nicht vollführen, und mit Waren muss man sie vollführen...... Das Angebot deckt sich also mit dem Vorrat an Waren. Der Vorrat an Waren aber hängt wieder ab: 1. von der Zufuhr durch die Arbeitsteilung; 2. von der Abfuhr durch den Tausch. ..... Die Zufuhr steigt ... infolge der ständigen Bevölkerungsvermehrung ... aber auch infolge ständiger Verbreitung der Arbeitsteilung...... Mehr aber als durch genannte Umstände wächst das Angebot an Waren, die Nachfrage nach Tauschmitteln, infolge der verbesserten Produktionsmittel.”(GW6, S. 95ff, GW9, S. 289ff, GW11, S. 166)

(3) ”Die Arbeitsteilung beschickt den Markt unausgesetzt mit einem Riesenstrom von Waren, und die Kaufleute werfen mit Hilfe ihrer Handelseinrichtungen die Warenmassen unausgesetzt aus dem Markte heraus in die Hände der Verbraucher. ....

Der gewaltige Einfluß, den die Kreditgeschäfte auf die Nachfrage nach Geld ausüben, zwingt uns, diese hier schon etwas näher zu betrachten. ..... Und die Rolle eines solchen Kanals, der neben dem Geld für den Austausch der Waren gezogen wird, spielen die Kreditgeschäfte. Wenn A in Königsberg an B in Aachen eine Ladung Butter schickt und dieser die Rechnung mit einer Ladung Wein bezahlt, so gehört dazu kein Pfennig Geld d.h. Bargeld. Hätte B keinen Kredit bei A oder A keinen Kredit bei B, so würde die Butter nur gegen Aushändigung von Bar-Geld ausgeliefert werden .... (GW6, S.100ff, GW9, S.294ff, GW11, S. 170ff)

(4) ”Wenn man Nachfrage und Angebot als obersten, als einzigen Preisrichter einsetzt, ..., so wird der Preis und alles, was auf ihn einwirkt, ..., zum Brennpunkt unseres Sinnens, und Dinge, die wir bis dahin als Nebensache betrachten, gewinnen mit einem Schlag ganz außergewöhnliche Bedeutung. Und als solchen Umstand erwähne ich die Tatsache, dass man dank der Beschaffenheit des herkömmlichen Geldes, die Nachfrage... ja sogar von einem Jahr auf das andere verschieben kann, ohne Verluste zu erleiden - während das Angebot durchwegs nicht um einen Tag zurückgehalten werden kann, ohne dass dem Besitzer Unkosten aller Art erwachsen. ” (GW6, S. 111ff, GW9, S.304ff, GW11, S. 178ff)

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(5) ”Wenn nun die Nachfrage die Freiheit, die sie genießt, sich zunutze macht und vom Markt fernbleibt? Dann wirkt der Zwang, dem das Angebot unterliegt, dahin, dass das Angebot die Nachfrage aufsucht, ihr entgegeneilt, sie heranzulocken sucht durch Anbieten eines Vorteils. Das Angebot braucht die Nachfrage, und der Nachfrage ist diese Notlage des Angebots bekannt. Folglich wird die Nachfrage der Regel nach auch eine Sonderleistung zu fordern imstande sein für das Vorrecht, vom Markte fernbleiben zu können. ......

Nehmen wir an, Müller und Schmied, durch Raum und Zeit getrennt, wollen ihre Erzeugnisse, Mehl und Nägel, austauschen und brauchen zu dem Zweck das Geld, das Meyer verfügbar hat. Meyer kann den Tausch, wenn er will, vermitteln, er kann den Tausch aber auch verzögern, unterbinden, einfach verbieten, denn sein Geld lässt ihm die Freiheit, den Zeitpunkt für die Vermittlung des Tausches auszuwählen. Ist es da nicht selbstverständlich, dass Meyer sich diese Macht bezahlen lässt und dass Müller und Schmied in einen Abzug an ihre Forderungen für Mehl und Nägel einwilligen müssen? ... Verweigern sie dem Geld ihre Abgabe, so zieht sich das Geld einfach vom Markt zurück, und Müller und Schmied müssen unverrichteter Sache ihre Habe mit schweren Unkosten wieder nachhause bringen.... Wir können also sagen: unser heutiges Geld vermittelt der Regel nach den Austausch der Waren nur unter Erhebung einer Abgabe.

Wir können also sagen: Unser heutiges Geld vermittelt der Regel nach (also kaufmännisch) den Austausch der Waren nur unter der Bedingung eines Tributes. Ist der Markt die Straße, auf der die Waren ausgetauscht werden, so ist das Geld der Schlagbaum, der nur nach Zahlung des Wegegeldes gehoben wird. Das Wegegeld, der Profit, der Zins oder wie man es nennen mag, ist die allgemeine Voraussetzung” (GW6, S. 117ff, GW9, 309ff, GW11, S.182ff)

(6) ”Und ist schon der Profit selbstverständliche Voraussetzung der Nachfrage, so ist der Fall erst recht ausgeschlossen, dass sich die Nachfrage auf dem Markte einstellt, wenn ihr dort direkte Verluste drohen. Das Angebot stellt sich ein ohne Rücksicht auf Gewinn oder Verlust; die Nachfrage zieht sich bei schlechten Aussichten zurück in ihre Festung, das ist die Unverwüstlichkeit, und wartet dort die Zeit ab, wo die Verhältnisse für einen Ausfall günstiger sind.

Nachfrage, regelrechtes kaufmännisches Angebot des Geldes gegen Waren gibt es also nur, wenn die Marktverhältnisse 1. genügend Sicherheit gegen Verlust, 2. dem Geld einen Tribut bieten.

Da kann es kaum noch interessant sein zu forschen, auf welche Weise die Nachfrage das Angebot dahin bringt, dass die beiden Voraussetzungen des Geldumlaufs erfüllt werden, und zwar uninteressant darum, weil wir jetzt die Ausrüstungen der beiden Gegner kennen und mehr das Schlachten eines Hähnchens, als einen regelrechten Hahnenkampf erwarten können. Trotzdem dürfen wir uns das Schauspiel nicht ersparen und manches daraus lernen, und an Überraschungen fehlt es auch nicht.

Also der Profit ist die Voraussetzung des Angebots des Geldes gegen Ware. Das heißt soviel, dass niemand Ware kauft, wenn er keinen Preis erwarten kann, der höher steht als der Einkaufspreis......

Der Fall aber, dass der Preis der Waren in dem Zeitraum, der zwischen Einkauf und Verkauf der Regel nach verstreicht, heruntergeht, dass also der Verkaufspreis unter den Einstandspreis fällt, kann eintreten. .......

Halt! .....Und weil des Geldangebot nicht genügend ist, um einen Preisrückgang zu verhindern, zöge es sich zurück, würde also noch kleiner?

Gewiß, so ist es... Das Geld zieht sich zurück, der Umlauf des Geldes ist unmöglich, sobald das Angebot des Geldes ungenügend ist und ein Rückgang der Warenpreise eintritt oder erwartet wird” (GW6, S. 119)

(7) ”Dabei ist gar nicht einmal nötig, dass die Warenpreise tatsächlich fallen, um das Geld zu veranlassen, sich vom Markte in seine Festung zurückzuziehen. Es genügt dazu, dass nach allgemeiner Ansicht die Preise fallen werden, um die Nachfrage stutzig zu machen - und um dadurch das, was man erwartet oder befürchtet, wirklich eintreten zu lassen. Denn die Preise werden durch Nachfrage und Angebot bestimmt und gehen zurück, sowie die Nachfrage ausbleibt. ......

Aber wirft die Produktion nicht ständig neue Warenmassen auf den Markt und wachsen darum nicht die Bestände, sobald der Absatz stockt? ... Das Angebot wird also größer, dringender, weil die Nachfrage zögert, und die Nachfrage zögert ja nur darum, weil das Angebot zu groß ist im Verhältnis zur Nachfrage. ........Die Nachfrage wird kleiner, weil sie zu klein ist, das Angebot wird größer, weil es zu groß ist! .......

Je mehr Waren angeboten werden, desto größer ist die Nachfrage nach Geld. Die Waren, die im Tauschhandel oder auf Kreditwegen den Konsumenten erreichen, sind für die Nachfrage nach Geld verloren. Die Preise steigen also, wenn die Kreditverkäufe zunehmen, denn die gegen Geld angebotenen Warenmassen nehmen um den Betrag dieser Kreditverkäufe ab, und Nachfrage und Angebot bestimmen die Preise, d.h. das Verhältnis in dem Geld und Waren ausgetauscht werden.

Umgekehrt müssen darum auch die Preise fallen, wenn die Kreditverkäufe abnehmen .....

Die Kreditverkäufe nehmen ab, wenn die Preise fallen, wenn der Verkaufspreis unter dem Einkaufspreis steht .... Die Sicherheit des Kaufmanns steigt und fällt mit den Preisen seiner Waren, und darum steigen und fallen auch die Kreditverkäufe mit dem Steigen und Fallen der Warenpreise.

So bekannt die Sache ist, so wenig Absonderliches hat man darin gefunden......

Steigen die Preise, d.h. ist die Nachfrage größer als das Angebot, so kommt der Kredit herbeigeeilt, entzieht dem Markte einen Teil der Waren, und treibt so die Preise noch höher. Fallen aber die Preise, so zieht sich der Kredit zurück, die Waren fallen auf das Bargeld zurück und drücken die Preise noch weiter hinunter!

Braucht man noch weiter nach einer Erklärung der Wirtschaftskrisen zu suchen? ” (alles GW6, S.122ff)

(8) ”Die Sparer also erzeugen mehr Ware, als wie sie selbst gebrauchen, und das für den Überschuß gelöste Geld geben sie ohne Zins nicht wieder frei.”(GW6, S. 140, GW9, S.327, GW11, S.201)

(9) ”Der zweite Widerspruch (der Emissionsreform von Flürschein) liegt darin, dass der Staat das Geld bei der Ausgabe selber nicht als Tauschmittel benutzte, es also nicht gegen Waren, sondern gegen Wechsel, Pfandbriefe oder sonstige Sicherheiten hergab. Und das Geld ist doch Tauschmittel, und als solches durfte es nur gegen Waren ausgegeben werden.” (GW6, S. 143ff. GW9, 330ff, GW11, S. 202ff)

(10) ”Mit der Geldreform wird der Reichsbank natürlich das Notenprivileg entzogen werden, und an die Stelle der Reichsbank tritt das Reichswährungsamt.

Das Reichswährungsamt betreibt keine Bankgeschäfte. Es diskontiert keine Wechsel,.... Es tritt in keinerlei Beziehung zu Privatpersonen. Das Reichsgeldamt gibt Geld aus, wenn solches im Lande fehlt und es zieht Geld ein, wenn im Lande sich ein Überschuß zeigt. Das ist alles.

Um das Reformgeld in Umlauf zu setzen, werden alle Staatskassen angewiesen, das bisherige Metallgeld und die bisherigen Reichskassenscheine zum freiwilligen Umtausch anzunehmen, und zwar pari ...... (GW6, S. 161ff, GW9, S.105ff, GW11, S. 246ff)

(11) Das Reichsgeldamt beherrscht also mit dem Reformgeld das Angebot von Tauschmitteln in absoluter Weise. Es ist Alleinherrscher, sowohl über die Geldfabrikation, wie über das Geldangebot.” (GW6, S. 166, GW9, S109ff, GW11, S. 249)

(12) ”Es ist augenscheinlich, sagt Marx, dass der Zirkulationsprozeß G.W.G. abgeschmackt und inhaltslos wäre, wollte man vermittels eines Umweges denselben Geldwert gegen denselben Geldwert austauschen. Diesen Inhalt und Geschmack erhält die Zirkulationsprozeß erst in der Formel G.W.G’. ..... Durch das Festhalten des Geldes bereitet der Schatzbildner den Warenbesitzern erst die Verlegenheit, die diese veranlassen, das G’ zu bewilligen. .......

Das Reformgeld gibt der Formel G.W.G. Geschmack und Inhalt, indem das Reformgeld das Geld auf die Rangstufe der Waren herabdrückt und so erreicht, dass Geld und Waren ohne G’ gegenseitig ausgetauscht werden. (GW6, S. 194ff, GW9, S.350ff)

(13) ”Die Frage ‘Woher der Zins kommt’ beantworten wir mit den höchst naiv klingenden Worten: Weil das Angebot kleiner als die Nachfrage ist. ...

.Aber diese Frage ist ...derart selbstverständlich, dass sie überhaupt nicht mehr gestellt wird. ...

Darum lautet die Ausgangsfrage überhaupt nicht mehr ‘Woher der Zins kommt’, sondern: Warum hinkt das Angebot von Kapital ... immer und ausnahmslos derart hinter der Nachfrage einher, dass die Geber von den Nehmern einen Zins verlangen können.” ........

”Ich sage, dass das Geld dem Zustandekommen und Angebot von Realkapitalien Grenzen absteckt, so dass die Nachfrage niemals gedeckt wird oder gar vom Angebot überholt werden kann, ... Das Geld, Kapital an sich, kann für die Vermittlung des Austausches der Waren, von diesen aufs Jahr berechnet, 5% erheben, darum wird niemand sein Geld in Häuser, Schiffen usw. festlegen, wenn die Häuser usw. nicht auch 5% abwerfen. .....

Das Haus, die Fabrikanlage, das Schiff usw. müssen also stets derartige vom Geld vorbereitete Marktverhältnisse vorfinden, dass sie den gleichen Zins erheben können, den das Geld jederzeit von den Waren erpressen kann.

Ich sage also kurz, bündig und unzweideutig, ... dass die zinstragende Kraft der heutigen Realkapitalien nicht aus einer Eigenschaft, sondern aus der künstlich durch das Geld vorbereiteten Marktlage entspringt, nämlich der erzwungenen, ständigen Unterproduktion an Realkapitalien, die einherläuft mit einer ebenso ständigen Überproduktion an Waren. (GW6, S.197ff, GW9, S. 353ff)

(14) ”Die Kapitaleigenschaft des Geldes gründet auf folgenden Tatsachen:

1. dass das Geld unentratbare Voraussetzung entwickelter Arbeitsteilung ist;

2. dass das herkömmliche Geld sich unbegrenzt ohne Qualitäts- und Quantitätsverluste und ohne nennenswerte Lagerkosten vom Markte zurückhalten lässt, während gleichzeitig die auf Geld angewiesenen Warenproduzenten durch Verluste an der Qualität und Quantität ihrer Waren, sowie durch Lagerkosten geschoben, eine zwangsweise, unaufschiebbare Nachfrage nach Geld (Tauschmittel) halten;

3.daß der Geldbesitzer infolge dieser eigentümlichen Verhältnisse eine Vergütung dafür erzwingen kann, dass er darauf verzichtet, den Austausch der Waren durch Festhalten des Geldes zu verhindern.

......

Wenn das Geld darum Kapital ist (G.W.G’), dass es den Austausch der Produkte willkürlich untersagen kann, so wird man einwenden, warum der Zins nicht bis an den Nutzen heranreicht, den die Arbeitsteilung der Urwirtschaft und dem Tauschhandel gegenüber bietet .....(GW6, S. 201, GW9, S. 356)

(15) ”Es gibt unter den Geldverleiher keine Konkurrenz; sie ist sachlich unmöglich. Stammt das Geld, das die Kapitalisten zu verleihen haben, aus dem Verkehr, so stopfen sie mit der weiteren Verleihung nur die Löcher zu, die sie beim Inkasso des Geldes gegraben haben. .... Je mehr Geld angeboten wird, umso größer sind die Löcher.” (GW6, S207ff, GW9, S. 362, GW11, S. 332ff)

(16) ”Die einzigen Wettbewerber des Geldes sind die ... drei Faktoren: die Urproduktion, der Tauschhandel und der Wechsel, in Verbindung mit der allgemeinen Preissteigerung, die eine vermehrte Urproduktion, vermehrter Tauschhandel und vermehrter Wechselverkehr, als Folge erhöhter Zinsforderungen, automatisch auslösen”. (GW6, S. 208, GW6, S. 363, GW11, S. 333)

In einer Skizze (GW6, S.209, GW9, S. 333, GW11, S. 363) führt GESELL zusätzlich zu den genannten Konkurrenten noch den Kredit an.

Mit dieser Skizze wird der geldvermittelte Tauschhandel mit der Formel WA. G. WB. beschrieben: Die Ware A wird mit Hilfe des Geldes gegen die Ware B getauscht

(17) ”Bei der Geldverleihung wird nur der Besitzer des Geldes gewechselt, ohne dass dadurch irgend etwas am Geld geändert wird. Statt des Mannes ist es die Frau, die den Schlagbaum fallen läßt. Beim Wechsel .... dagegen findet kein solcher wesenloser Personenwechsel statt, sondern es wird dem Geld eine wirksame Konkurrenz dadurch eröffnet, dass den Waren andere Wege für den Austausch geöffnet werden.” (GW6, S. 211, GW9, S. 366, GW11, S.336)

(18) ”Den Geldzins werden wir ab jetzt ‘Urzins’ nennen. (GW6, S.212, GW9, S. 367, GW11, S. 336) ”Die Bezeichnung ‘Urzins’ für den Geldzins, im Gegensatz zum Zins der Realkapitalien, wird den Vorteil haben, beide Zinsarten leichter unterscheiden zu können.” (Fußnote, GW6, S.212, GW9, S. 367, GW11, S. 337)

(19) ”Aber diese billigste und kürzeste Straße kann der Geldbesitzer sperren, und gesetzmäßig gibt er sie nur frei, falls man ihm der Handelsspesen zahlt, den der längere Weg via Tauschhandel oder Wechsel verursacht. Fordert er mehr als diesen Unterschied, so schlägt die Ware den längeren Weg ein, ,....

Der Zins wird den allgemeinen Handelsspesen zugerechnet und mit diesen erhoben. In der Regel geschieht dies so dass der Kaufmann den Preis erfahrungsgemäß kennt, den er bei den Konsumenten .. erzielen kann. Von diesem Preise zieht er die Handelsspesen, seinen ...Arbeitslohn und den Zins ab. Diesen Zins berechnet er nach der Zeit, die erfahrungsgemäß ....bis zum Verkauf der Ware verstreicht.” (GW6, S. 209, GW9, S. 363, GW11, S. 334)

(20) ”Eine Ware, die mit Urzins belastet werden soll, muss diese Last natürlich tragen können, d.h., sie muss solche Marktverhältnisse vorfinden, die ihr gestatten, den Einstandspreis zuzüglich Urzins im Verkaufspreis einzulösen. Die Marktverhältnisse müssen also derartige sein, dass das Geld nach der Formel G.W.G.’ umlaufen kann. Denn wäre dies nicht der Fall, würde das Geld den Tausch nicht vermitteln, und die Verlegenheit, in die die Warenproduzenten dann geraten, würde diese veranlassen, die Differenz zwischen Einstandspreis der Waren und ihrem Verkaufspreis so zu erweitern, dass in ihr neben allen anderen Spesen auch der Urzins Platz fände ........

Weil also das herkömmliche Geld, unser Tauschmittel, an und für sich ein Kapital ist, das keine Ware ohne seine Brandmarke in den Handel aufnimmt, findet die Ware gesetz- und regelmäßig solche Marktverhältnisse vor, die die Ware als zinserhebendes Kapital erscheinen lassen, wenigstens für den Konsumenten, den er bezahlt den Preis, den der Produzent erhalten hat, plus Zins (GW6, S.212, GW9, S. 367, GW11, S. 337)

(21) ”Die Ware wird mit Geld gekauft und, mit Urzins belastet, an den Konsumenten gegen Geld wieder verkauft ..... Hiernach müßte der Konsument regelmäßig mehr Geld ausgeben als er als Produzent einnimmt.

Dieses Mehr, aus dem Urzins bestehend, verschafft sich der Produzent dadurch, dass er mehr Waren produziert und verkauft, als er kauft. Das Mehr, das so die Produzenten erzeugen, wird von den Geldbesitzern für persönlichen Bedarf gekauft, und zwar gerade mit dem Geld, das sie als Zins erheben. Mit den Handelsspesen verhält es sich ebenso.” (GW6, S. 214, GW9, S. 368, GW11, S. 338)

(22) ”Von welcher Seite man auch das zinsfreie Darlehen betrachtet, Hindernisse natürlicher Ordnung stehen ihm nicht im Weg. Im Gegenteil. Je mehr der Zins fällt, umso eifriger wird an der Vermehrung der Häuser, Fabriken, Schiffe gearbeitet werden, und am stärksten wird gebaut werden, wenn die Mietskasernen ..........gar keinen Zins mehr abwerfen.” (GW6, S. 232, GW9, S. 384ff, GW11, S. 350)

(23) ”Der Urzins war kein Darlehenszins; der Tausch des Geldes gegen Ware und der hierbei erhobene Tribut hatte absolut nichts gemein mit einem Darlehen. Der Urzins wurde darum auch nicht durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Der Produzent gab im Tausch für das Geld seine Ware her. Es war ein Tauschgeschäft, und der Urzins wurde dabei erhoben, weil der Geldinhaber den Tausch gestatten und untersagen konnte.....

Beim Zins der Realkapitalien dagegen handelt es sich nicht um einen Tausch, sondern um ein Darlehen.......Der Fabrikant verleiht die Fabrik an die Arbeiter; der Bankier verleiht das Geld an den Schuldner - aber der Kaufmann, der den Zins von den Waren erhebt, verleiht nichts, er tauscht. ..... Und eigentlich müßte man ganz davon abgehen, diese beiden so verschiedenen Dinge mit dem gleichen Wort Zins zu bezeichnen” (GW6, S. 242ff)

1916

Die natürliche Wirtschaftsordnung

2. Auflage von: Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag und: Die Neue Lehre von Geld und Zins

(1) - (5): wortgleich wie Textstellen 1911(1) - (4)

(6) ”Und ist schon der Profit selbstverständliche Voraussetzung der Nachfrage, so ist der Fall erst recht ausgeschlossen, dass sich die Nachfrage auf dem Markte einstellt, wenn ihr dort direkte Verluste drohen. Das Angebot stellt sich ein ohne Rücksicht auf Gewinn oder Verlust; die Nachfrage zieht sich bei schlechten Aussichten zurück in ihre Festung, das ist die Unverwüstlichkeit, und wartet dort die Zeit ab, wo die Verhältnisse für einen Ausfall günstiger sind.

Nachfrage, regelrechtes kaufmännisches Angebot des Geldes gegen Waren, gibt es also nur, solange die Marktverhältnisse: 1. genügend Sicherheit gegen Verluste; 2. dem Geld einen Tribut leisten.

Der genannte Tribut lässt sich jedoch nur durch den Verkauf der Waren erheben und dazu ist die Erfüllung einer Bedingung erforderlich: in der Zeit die zwischen Kauf und Verkauf liegt, darf der Preis der betreffenden Ware nicht sinken. Der Verkaufspreis muss über den Einkaufspreis stehen, denn im Unterschied beider steckt der Tribut. Bei einer sogenannten Hochkonjunktur, wo der Durchschnitt der Warenpreise aufwärts strebt, wird die Erwartung der Kaufleute auch der Regel nach in Erfüllung gehen. .. Bei einer rückwärts gewandten Konjunktur (Baisse) ist die Erhebung des Tributes jedoch zweifelhaft, oft sogar unmöglich. Der Zweifel aber genügt schon, um den Kaufmann zu veranlassen, vom Kaufe abzustehen. Welcher Kaufmann, Spekulant, Unternehmer wird zum sich Bankier und zur Sparkasse begeben, dort einen Wechsel diskontieren, sich zur Zahlung von Zins verpflichten, wenn er befürchtet, dass das, was er zu kaufen gedenkt, im Preise sinkt, so dass er nicht einmal die Auslagen wiederzuerhalten hoffen kann.

Vom Standpunkt der Bedingungen, von denen Geld seine Vermittlerdienste abhängig macht, ist der Handel bei niedergehenden Preisen rechnerisch unmöglich. .......

Halt! .....Und weil des Geldangebot nicht genügend ist, um einen Preisrückgang zu verhindern, zöge es sich zurück, würde also noch kleiner?

Gewiß, so ist es... Das Geld zieht sich zurück, der Umlauf des Geldes ist unmöglich, sobald das Angebot des Geldes ungenügend ist und ein Rückgang der Warenpreise eintritt oder erwartet wird.” (GW9, S.310ff, GW11, S 183ff)

(7) ”Dabei ist gar nicht einmal nötig, dass die Warenpreise tatsächlich fallen, um das Geld zu veranlassen, sich vom Markte in seine Festung zurückzuziehen. Es genügt dazu, dass nach allgemeiner Ansicht die Preise fallen werden, um die Nachfrage stutzig zu machen - und um dadurch das, was man erwartet oder befürchtet, wirklich eintreten zu lassen. .........

Die Nachfrage verschwindet, verbirgt sich, weil sie ungenügend war, um den Austausch der Waren auf Grund des bisherigen Preisstandes auszuführen! ......

Aber wirft die Produktion nicht ständig neue Warenmassen auf den Markt und wachsen darum nicht die Bestände, sobald der Absatz stockt? ... Das Angebot wird also größer, dringender, weil die Nachfrage zögert, und die Nachfrage zögert ja nur darum, weil das Angebot zu groß ist im Verhältnis zur Nachfrage. ... Die Nachfrage wird kleiner, weil sie zu klein ist, das Angebot wird größer, weil es zu groß ist! .......

Je mehr Waren angeboten werden, desto größer ist die Nachfrage nach Geld. Die Waren, die im Tauschhandel oder auf Kreditwegen den Konsumenten erreichen, sind für die Nachfrage nach Geld verloren. Die Preise steigen also, wenn die Kreditverkäufe zunehmen, denn die gegen Geld angebotenen Warenmassen nehmen um den Betrag dieser Kreditverkäufe ab, und Nachfrage und Angebot bestimmen die Preise, d.h. das Verhältnis in dem Geld und Waren ausgetauscht werden.

Umgekehrt müssen darum auch die Preise fallen, wenn die Kreditverkäufe abnehmen .....

Die Kreditverkäufe nehmen dann ab, wenn die Preise fallen, wenn der Verkaufspreis unter dem Einstand steht ..... Die Sicherheit des Kaufmanns steigt und fällt mit den Preisen seiner Waren, und darum steigen und fallen auch die Kreditverkäufe mit dem Steigen und Fallen der Warenpreise.

So bekannt die Sache ist, so wenig Absonderliches hat man darin gefunden......

Steigen die Preise, d.h. ist die Nachfrage größer als das Angebot, so kommt der Kredit herbeigeeilt, entzieht dem Markte einen Teil der Waren, und treibt so die Preise noch höher. Fallen aber die Preise, so zieht sich der Kredit zurück, die Waren fallen auf das Bargeld zurück und drücken die Preise noch weiter hinunter!

Braucht man noch weiter nach einer Erklärung der Wirtschaftskrisen zu suchen?(GW9, S. 312ff, GW11, S.185ff)

(8) - (22) wortgleich wie Textstellen 1911(8) - (22)

(23) Der Urzins war kein Darlehenszins; der Tausch des Geldes gegen Ware und der hierbei erhobene Tribut hatte absolut nichts gemein mit einem Darlehen. Der Urzins wurde darum auch nicht durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Der Produzent gab im Tausch für das Geld seine Ware her. Es war ein Tauschgeschäft, und der Urzins wurde dabei erhoben, weil der Geldinhaber den Tausch gestatten und untersagen konnte.....

Beim Zins der Realkapitalien dagegen handelt es sich nicht um einen Tausch, sondern um ein Darlehen.......Der Fabrikant verleiht die Fabrik an die Arbeiter; der Bankier verleiht das Geld an den Schuldner - aber der Kaufmann, der den Zins von den Waren erhebt, verleiht nichts, er tauscht. ..... Und eigentlich müßte man ganz davon abgehen, diese beiden so verschiedenen Dinge mit dem gleichen Wort Zins zu bezeichnen.

.......

”Hier in der Unterscheidung zwischen Urzins und Darlehenszins fließt alles, was wir über den Urzins bisher gesagt haben, wie in einem Brennpunkt zusammen. Hier tritt seine Natur klar zutage. Man hat den Urzins nicht gesehen, weil er sich hinter dem gemeinen Darlehenszins (seiner Kreatur) versteckte. Wenn der Kaufmann Geld borgt und den Zins, den er dafür bezahlt, auf die Warenpreise schlägt, so ist das, wie man bisher annahm ,ein Darlehenszins. Der Kaufmann schießt das Geld der Ware vor, er macht ihr ein Darlehen und die Warenproduzenten zahlen den Zins dieses Darlehens. So erklärte man die Sache. Man braucht übrigends kein oberflächlicher Denker zu sein, um an diesen Trugschluss achtlos vorbeizugehen. Der Schein ist wirklich hier sehr trügerisch. Man muss schon recht genau zusehen, um zu beobachten, dass der Zins, den der Kaufmann für das geliehene Geld zahlt, nicht Ausgangspunkt, sondern Endpunkt der ganzen Handlung ist. Der Kaufmann erhebt mit dem Geld den Urzins von den Waren und liefert, da das Geld ihm nicht gehört, den Urzins an den Geldgeber ab.... Wäre es sein eigenes Geld gewesen, so hätte er genau so den Urzins erhoben .Und dann, wo wäre das Darlehen gewesen? Beim Darlehen ist doch Leistung und Gegenleistung zeitlich getrennt. Der Darlehenszins richtet sich doch ganz nach der Zeitspanne, die zwischen Leistung und Gegenleistung liegt. Aber beim Tausch des Geldes gegen Ware, wo der Urzins erhoben wird, fallen Leistung und Gegenleistung vollkommen zusammen. Das Darlehensgeschäft hinterläßt Gläubiger und Schuldner; das Tauschgeschäft lässt nichts zurück, das Geschäft ist restlos erledigt. ......

Der Urzins hat also keinerlei Verwandtschaft mit dem Darlehenszins. Der Urzins ist wie gesagt, ein Tribut, eine Steuer, ein Raub, nur nicht die Gegenleistung eines Darlehens......Der Kaufmann ist bereit, für ein Darlehen Zins zu zahlen, weil er weiß, dass er sich dafür an den Waren erholen kann. Kommt der Urzins in Wegfall, verliert das Geld die Fähigkeit, Urzins zu erheben, so wird der Kaufmann auch keinen Zins für Gelddarlehen anbieten können zwecks Ankauf von Waren.” (GW9, S. 394ff, GW11, S. 358)

1920a

Die natürliche Wirtschaftsordnung

4., letztmalig vom Verfasser überarbeitete Auflage

(1) - (13): wortgleich wie 1916 (1) - (13)

(14) Die Kraft, die das Geld nach der Formel G.W.G’ umlaufen lässt, also die Kapitaleigenschaft des Geldes, gründet auf folgenden Tatsachen:

1. dass das Geld unentratbare Voraussetzung entwickelter Arbeitsteilung ist;

2. dass das herkömmliche Geld sich unbegrenzt ohne Qualitäts- und Quantitätsverluste und ohne nennenswerte Lagerkosten vom Markte zurückhalten lässt, während gleichzeitig die auf Geld angewiesenen Warenproduzenten durch Verluste an der Qualität und Quantität ihrer Waren, sowie durch Lagerkosten geschoben, eine zwangsweise, unaufschiebbare Nachfrage nach Geld (Tauschmittel) halten;

3.daß der Geldbesitzer infolge dieser eigentümlichen Verhältnisse eine Vergütung dafür erzwingen kann, dass er darauf verzichtet, den Austausch der Waren durch Festhalten des Geldes zu verhindern.

4. Aus dieser regelmäßigen Vergütung setzt sich der Zins des Handelskapitals zusammen und er beträgt , auf den Jahresumsatz verteilt, nach mehrjähriger Erfahrung 4-5%. ......... Der Verbraucher, von persönlichen Bedürfnissen getrieben, kann nicht warten, obschon sein Geld es ihm erlauben würde; der Warenerzeuger kann auch nicht warten, obschon seine persönliche Bedürfnisse es ihm in manchen Fällen wohl gestatten würden; aber der als Kaufmann auftretende Geldbesitzer, der Eigentümer des allgemeinen, unentbehrlichen Tauschmittels, der kann warten, der kann Warenerzeuger und - verbraucher regelmäßig dadurch in Verlegenheit bringen, dass er mit dem Tauschmittel (Geld) zurückhält. Wären Warenerzeuger und Verbraucher nicht durch Ort und Zeit getrennt, so würden sie sich, wie im Tauschhandel ja noch geschieht, ohne das Geld des Kaufmannes behelfen; aber wie die Dinge nun einmal liegen, ist die kaufmännische Vermittlung (und damit der Zins) Notwendigkeit und Regel für den weitaus größten Teil der Warenerzeugung.

Aus Rücksicht auf diesen letzten Umstand können wir das Geld der Verbraucher überhaupt ganz aus unseren Betrachtungen ausschalten. Durch die Hände des Kaufmanns gehen alle Waren und geht alles Geld. Darum sind die Gesetze des kaufmännischen Geldumlaufes hier allein maßgebend” (GW11, S. 326)

(15) - (21) wortgleich wie 1916 (15)- (21)

(22) wortgleich wie 1916 (22), jedoch fällt auf, dass der 2. Absatz zur Fußnote wird.

(23) wortgleich wie 1916 (23)

1920b

Das Reichswährungsamt

Wirtschaftliche, politische und finanzielle Vorbereitung für seine Errichtung

Internationale Valuta-Assoziation (IVA)

(1)

1. Die Obhut über die Reichswährung wird einem zu gründenden der Oberaufsicht der Handels-, Gewerbe- und Landwirtschaftskammern, sowie der Gewerkschaft unterstellten Reichswährungsamt übertragen.

2. Dieses Währungsamt benutzt als Maßstab für die Bemessung des Geldbedarfes den ....fortlaufend ermittelten Durchschnittspreis der Waren. Diese Ermittlung bildet die Grundlage für die angestrebte ”Absolute Währung”, die den Zustand des Gleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage bezeichnet.

3. Das Währungsamt wird, in Übereinstimmung mit der Quantitätslehre, Geld einziehen, solange die Warenpreise aufwärts streben und umgekehrt ausgeben, so oft und solange die Warenpreise aufwärts streben und umgekehrt Geld ausgeben, so oft und solange die Warenpreise eine Neigung nach unten zeigen.

4. Ausdrücklich wird dem Währungsamt bei der Bemessung des Geldbedarfes jede Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Reichskasse, der Banken, auch der Reichsbank, sowie auf den Zinsfuß untersagt. Auch darf das Reichswährungsamt keinerlei Bankgeschäfte betreiben, die zu Beziehungen zu Privatpersonen führen.

5. Als Verfahren zur Ermittlung des Durchschnittspreises der Waren wird vom Statistischen Amt die sogenannte Indexzahlenmethode vorgeschrieben.

6. Das Reichswährungsamt setzt das von ihm auszugebende Papiergeld im Wege der Versteigerung durch Rückkauf von Reichsanleihen in Umlauf. Diese Papiere werden der Reichsschuldenverwaltung zur Vernichtung überwiesen.

7. Das Einziehen von überschüssigen Papiergeld erfolgt durch Verkauf von Reichsanleihen an den Meistbietenden, zu welchen Zweck ein Teil der unter 6 erwähnten Reichsanleihen als Rücklage zurückbehalten wird.

8. ......

Berlin, am 10. April 1919 Freiland-Freigeld-Bund

(GW12, S 55ff, S. 172ff)

(2) Das R.W.A. ist nach allen Seiten hin unabhängig: - namentlich auch gegenüber den Geldbedürfnissen des Finanzministeriums ist die Unabhängigkeit eine unbedingte. ..... Das R.W.A. wird mit allen sachlichen und gesetzlichen Mitteln ausgestattet, die für die Erfüllung seiner Aufgabe als nötig erachtet werden, so dass Zweifel am Bestande der deutschen Reichswährung nicht mehr aufkommen können. Damit wird den Spekulationsgeschäften der Boden entzogen, und der Handel kann sich auf einer festen Unterlage entwickeln.

Zu diesem Zwecke erhält das R.W.A. nicht nur das Recht zu einer dem Nennwert nach unbeschränkten Notenausgabe, sondern auch die Oberaufsicht über die Umlaufgeschwindigkeit der ausgegebenen Noten, die es durch das mittel des Freigeldes ausüben wird. .... Durch den mit dem Freigeld erstrebten und erreichten geschlossenen Kreislauf des Geldes wird die eine der beiden die Preise bestimmenden Treibkräfte , die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, zu einer feststehenden Größe, während die andere Triebkraft, die Geldmenge, durch das Recht zu unbeschränkter Notenausgabe und Notenverbrennung fest in der Hand des R.W.A. liegt.

Zum Überfluß wird auch der Verkehr mit Geld-ersatzmitteln (Wechseln) dem R.W.A. unterstellt. Durch Einführung, Erhöhung, Ermäßigung oder Beseitigung der Wechselstempelsteuern soll, sofern es für nützlich erachtet wird, der Wechselverkehr verstärkt oder eingeschränkt werden, je nachdem das R.W.A. diese wegen der Währung für geboten hält. Rücksichten auf Reichseinnahmen dürfen bei der Wechselstempelsteuer nicht mitspielen. .... (GW12, S. 96)

(3) Das Papiergeld ist kein Schuldschein, der zu einer bestimmten Frist eingelöst werden soll. Es hat keinen vernünftigen Sinn, dem Volk die ”Einlösung”, d.h. die Rückzahlung und Vernichtung des Papiergeldes feierlich in der Inschrift der Banknote zu versprechen, da wir Geld doch immer brauchen werden. .... Die Einlösung findet auf den Märkten, in den Läden und den Börsen gegen die dort feilgebotenen Waren und Dienstleistungen statt. Waren hat der Inhaber für diesen Geldzettel gegeben, Waren hat er zu verlangen. Das R.W.A. selbst hat kein Warenlager, auch kein Geld, keine Geldschränke ....Das R.W.A. wird jedoch die Waffen seines Alleinrechtes auf Notenausgabe selbst so gestalten, dass die Besitzer des Geldzettels stets soviel an Waren werden kaufen können, wie sie selbst dafür hergeben mußten. Wenn dies im Einzelfalle nicht immer zutreffen wird, - so doch im allgemeinen, so dass man mit derselben Geldsumme immer die gleichen oder ähnliche Lebenshaltung wird bestreiten können.

Die zu solcher Währungspolitik nötigen Mittel müssen vorhanden sein, um jeden sich zeigenden Geldüberschuß dem Verkehr entziehen zu können. Mit dem durch das Freigeld erreichten geschlossenen Kreislauf des Geldes ..... werden überraschend geringfügige Mittel ausreichen, um die von den Warenseite herrührenden Einflüsse auf die Preise auszugleichen. Die Mittel können wir uns in Gestalt von Wechseln, Devisen, .... vorstellen.

Irgendwelche andere Deckung im Sinne des heutigen Reichsbankgesetzes ist überflüssig, das es sich hier nicht mehr um eine Aktiengesellschaft, sondern um ein Reichsamt handelt. Hier gilt als Deckung er Noten des R.W.A. nicht ein toter Schatz (Gold), ..... sondern die unversiegbare Quelle aller Schätze, die Arbeitsteilung, die den Markt immerfort mit Waren beschickt, und auf die letzten Endes alle echte Nachfrage nach Geld zurückzuführen ist. ...

Die Arbeitsteilung wird also zugleich die Deckung der Noten und das Kapital des Reichswährungsamtes sein. (GW12 , S. 98ff)

(4) Das Notenausgaberecht der jetzigen Reichsbank erlischt, und die Abwicklung erfolgt in der Weise, dass das Reichswährungsamt die Aktiven (Goldbestände, Wechsel, Schatzanweisungen, Darlehnskassenscheine), und die Passiven (Reichsbanknoten) übernimmt. Das Aktienkapital .... wird den Aktionären zum Börsenkurs zurückerstattet. (GW12, S. 102)


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